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七 夕 – chinesischer Valentinstag in Taiwan

Wenn Taipeis junge Verliebte und solche die es werden wollen zu den Tempeln Longshan oder Chenghuang pilgern um den Gott der Ehe um seine Gnade zu bitten, dann ist chinesischer Valentinstag in Taiwan. Jedes Jahr am siebten Tag des siebten Mondmonats, der dieses Jahr auf den 6. August gefallen ist, wird in den Tempeln der Gott Yue Xia Lao Ren 月下老人gehuldigt. Frische Blumen, Süßigkeiten, Goldpapier, Räucherstäbchen, doppelte Glückszeichen und rote Fäden aus Seide dürfen dabei nicht fehlen.

Doch was hat es mit diesem Gott auf sich? Warum wird er am siebten Tag des siebten Monats gefeiert und warum braucht er als Opfergabe einen roten Seidenfaden? Um diesen Fragen nachzugehen begeben wir uns nun auf eine Reise ins vormoderne China der Tang Dynastie,…

…eines Nachts befindet sich ein junger Mann auf einer Reise. Unterwegs trifft er einen alten Mann, welcher im Mondschein ein Buch ließt. Der alte Mann erklärt, dass dieses Buch die vorherbestimmte Ehe für jeden Menschen unter dem Himmel beinhaltet. Als der Alte dem Jungen ein junges Mädchen zeigt, welches Gemüse verkauft und ein kleines Kind in ihren Armen trägt, und dem Burschen eröffnet, dass er es in 14 Jahren heiraten wird, ist der junge Reisende außer sich vor Wut. Er schickt seine Diener aus um das junge Mädchen zu erstechen.

14 Jahre später ist der junge Mann verheiratet und entdeckt an seiner Braut eine Narbe auf ihrer Stirn. Als er sie danach frägt, stellt sich heraus, dass seine junge Braut eben jenes junge Mädchen war, welches er ermorden lassen wollte.

Diese Geschichte hatte sich in der vormodernen chinesischen Gesellschaft schnell verbreitet und so wird der alte Mann seither als Gott Yue Xia Lao Ren zu deutsch „Alter Mann unter dem Mond“ gepriessen. Jedes Jahr am siebten Tag des siebten Mondmonats nimmt der Gott der Ehe nun sein Buch heraus, prüft, welche Menschen aufgrund von Charakter, Temperament, Interessen und Qualifikationen zusammenpassen und bindet sie an Knöcheln mit einem roten Seidenfaden zusammen. Die Ehepaare sollen danach eine lange und glückliche Partnerschaft miteinander erleben.

Das Datum des Valentinstages am siebten Tag des siebten Mondmonats rührt von einer anderen Legende her. Auch diese Geschichte führt uns in frühere Zeiten,…

…damals war unsere Welt noch mit der Milchstraße verbunden. Die Enkelin des himmlischen Kaisers und der Königin Mutter des Westens, auch das webende Mädchen genannt, war dazu bestimmt ein einfaches Leben unter den Menschen auf der Erde zu leben. Eines Tages verliebte sie sich in einen Hirtenjungen und fortan lebten die beiden gemeinsam. Doch das missfiel ihren Großeltern und so holten diese ihre Enkelin zurück in den Himmel. Der Hirtenjunge suchte nach Möglichkeiten um seinem geliebten webenden Mädchen zu folgen. Nachdem es ihm fast gelang seine Geliebte zu erreichen, zückte die königliche Mutter des Westens eine Haarnadel und zog einen Fluss zwischen die Liebenden. Das Paar wurde zu leuchtenden Sternen der Milchstraße, diese sich getrennt von einander nur anschauen und einander anschmachten konnten. Der himmlische Kaiser blieb von Schicksal seiner Enkelin nicht unberührt und so erlaubte er den Liebenden sich jedes Jahr am siebten Tag des siebten Mondmonats zu treffen. An diesem Tag sollten nun jedes Jahr Schwalben heranfliegen die eine Brücke über den Fluss bilden und es dem Paar so ermöglichen die Distanz zu überwinden.

Diese beiden Legenden zusammen bilden die Tradition des chinesischen Valentinstages am siebten Tag des siebten Mondmonats.

Xiahai Chenghuang Tempel. Quelle: http://english.taipei.gov.tw

Junge Menschen die nun auf der Suche nach der wahren Liebe sind, pilgern am chinesischen Valentinstag in die Tempel um den Gott der Ehe um seine Gnade zu bitten.  Wenn der oder die Bittende bereits einen Partner gefunden hat oder eine Person im Kopf hat die er anhimmelt, kann er diese Person dem alten Mann unter dem Mond vorstellen mit seinem Namen, seiner Adresse, seinem Alter und seinem Charakter. In seinem Gebet bittet der Ratsuchende den Gott der Ehe, den roten Faden zu verknüpfen. Danach verspricht der Bittende dem Gott ein Geschenk zu überreichen falls sein Gebet Erfolg zeigt. Angemessen als Geschenk ist beispielsweise ein Kuchen.

Falls man die Traumfrau oder den Traummann noch nicht gefunden hat, sollte man seinen Opfergaben rote Datteln hinzufügen. Diese sollen helfen die eine Person möglichst bald zu finden.

Sollten Sie sich, liebe Leser, ebenfalls noch auf der Suche nach dem richtigen Partner befinden oder wollen den Gott der Ehe um seinen Segen bitten, wie wäre es dann nächstes Jahr mit einem Sommerurlaub in Taiwan?

von M. Bindel

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